Highlights Messe in München

Schönheit aller Epochen

Die Highlights hält ihren hohen Standard. Neben der alten Kunst baut sie die Moderne aus und öffnet sich noch weiter den Zeitgenossen

Von Gloria Ehret
16.10.2023
/ Erschienen in Weltkunst Nr. 219

Bei Thole Rotermund aus Hamburg reicht das Spektrum von Lyonel Feiningers farbiger Kreidezeichnung der Straßenszene „Village“, 1908, über Ernst Ludwig Kirchners Rohrfederzeichnung der „Kleinen Fränzi“ von 1909/10, Franz Marcs Bleistiftzeichnung „Zwei Kühe in Landschaft“ von 1910/11 oder Emil Noldes Aquarell „Madonna mit Weihnachtsstern“, das nach 1945 entstand, bis hin zu einem Aquarell-Öl-Bild Gerhard Richters von 1985. Jörg Maaß bedient ebenfalls die klassische Moderne, unter anderem mit Edvard Munchs Lithografie „Das Weib“ von 1899 oder einer Farblitho von Conrad Felixmüller. Auf größere kunsthistorische Breite setzt der Hamburger Martin Moeller-Pisani, das geht von Philipp Otto Runges „Knochenmann“ in Feder und Pinsel bis zu Max Beckmanns Federzeichnung „Die großen Kellner“ von 1944. Ihr 185-jähriges Firmenjubiläum feiert die Kölner Galerie Boisserée mit einer „Hommage à Pierre Soulages“, der vor einem Jahr im gesegneten Alter von 102 Jahren verstarb.

Sekretär von Jakob Kieser
Bei Christian Eduard Franke: Sekretär von Jakob Kieser, Mannheim, um 1775. © hristian Eduard Franke Kunsthandel, Bamberg

Zum sechsköpfigen Arbeitskreis der Highlights gehört Florian Sundheimer, dessen Galerie am Münchner Odeonsplatz nur einen Sprung von der Messe entfernt liegt. Er hat sich der Kunst des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, vor allem mit Arbeiten auf Papier, verschrieben. Auch bei der Londoner Gilden’s Art Gallery steht dieses Medium im Mittelpunkt, etwa mit der École de Paris der Nachkriegszeit. Facettenreich ist das Programm der Salzburger Galerie Thomas Salis: Hier führt das Künstleralphabet Werke von Christo, Max Ernst, Marino Marini, Kurt Schwitters bis Victor Vasarely auf.

Ludorff aus Düsseldorf überrascht mit einer duftigen Impression von Lesser Ury, nicht wie sonst meist Berlin darstellend, sondern den Hyde Park in London, während bei der Münchner Galerie Française Serge Poliakoff eine zentrale Rolle einnimmt. Hat ihr Galerist Gérard Schneider doch mit dem Sohn des Künstlers das mehrbändige Werkverzeichnis der Druckgrafik herausgebracht. Zu den Messe-Favoriten gehören zudem Hans Arp, Raoul Dufy oder Joan Miró.

Auch die Düsseldorfer Galerie Schwarzer wirbt mit großen Namen wie Max Ernst, Gerhard Richter oder dem Bildhauer Georg Kolbe. Am Stand von Michael Schwarze Fine Art hat man die Wahl zwischen Kirchners Farbkreidezeichnung „Zwei Orientalen mit Turban«, um 1919, gefolgt von Christian Rohlfs’ »Porträt mit Maske“, 1922 in Tempera gemalt, Hermann Hesses Aquarell „Häuser im Tessin“ von 1923 über Fred Thieler oder Günther Uecker bis zu Tom Wesselmanns „Vivienne“, einem großformatigen Siebdruck aus dem Jahr 1993. Nicht zu vergessen die Galerie Schlichtenmaier mit Adressen in Schloss Dätzingen und Grafenau bei Stuttgart, wo der Schwerpunkt auf der südwestdeutschen Moderne mit Werken von Max Ackermann bis Richard Ziegler liegt.

Dem Trend der Zeit folgend, nehmen die zeitgenössische Kunst und die Fotografie mittlerweile auch auf der Highlights einen breiten Raum ein. So bringt die Hamburger Galerie Commeter, 1821 gegründet, unter anderem Fotoarbeiten von Sarah Moon und Gregor Törzs mit. Sina Stockebrand, ansässig in Veltheim bei Braunschweig, vereint Minjung Kims abstrakte Tusche-Aquarelle mit Rolf Roses bewegten Abstraktionen und anderen gegenstandslosen Positionen, darunter auch Walter Dexels „Gelbherrnpagode“ von 1928. Und der Münchner Stefan Vogdt kombiniert sehr geschickt klassisch-modernes Design, etwa einen Schreibtisch Pierre Jeannerets von 1958, mit zeitgenössischer Kunst. Damit sind nur einige Teilnehmer in diesem Segment genannt. Insgesamt tut die größere Breite des Angebots den Highlights sehr gut. Alte und junge Kunst sind ja kein Gegensatz, sondern ergänzen sich bestens.

Service

Messe

Highlights. Internationale Kunstmesse München

Residenz  München, Residenzstraße 1

18. bis 22. Oktober 2023

munichhighlights.com

Zur Startseite