Manuela Alexejew

„Kunst muss sich ins Leben integrieren“

Manuela Alexejew und Carlos Brandl haben mit Passion und Spürnase eine hochkarätige Kunstsammlung aufgebaut. Davon erzählt nun ein Buch im Steidl-Verlag. Ein Hausbesuch in Berlin

Von Simone Sondermann
31.10.2021
/ Erschienen in WELTKUNST Nr. 184

Alicja Kwade Manuela Alexejew
Die Berliner Sammlerin Manuela Alexejew vor „KOHLE (T 1 Rekord)“ von 2011 der Bildhauerin Alicja Kwade. @ Andrea Ferrari

Museumsdirektoren und -direktorinnen wissen seit Langem um die hohe Qualität der Sammlung von Alexejew und Brandl. Regelmäßig leihen sie ­Werke in große Ausstellungen weltweit, etwa Yayoi Kusamas dreiteiliges pinkfarbenes Triptychon „Flame“ von 1992, das zur großen Kusama-Schau in die Tate nach London wanderte, oder die Fotoarbeit des südafri­kanischen Shootingstars Zanele Muholi, das kurz nach dem Kauf ebenfalls erst mal länger nach London ging. Wie sehr sie und ihr Umgang mit der Kunst von Museumsleuten geschätzt werden, zeigt sich auch darin, dass die Bizot-Gruppe, ein Zusammenschluss internationaler Museumsleiter, auf sie aufmerksam wurde. In dieser Gruppe treffen sich regelmäßig die Vertreter der wichtigsten Museen der Welt, vom Metropolitan Museum über den Louvre bis zum British Museum und zum Prado. Dass sich diese illustre Runde im Jahr 2015 ausgerechnet in ihrem Charlottenburger Loft zum Dinner einfand und lobende Worte für ihre Sammlung fand, erfüllt das Paar noch heute mit Stolz.

Die Coronakrise und der damit verbundene erzwungene Stillstand war auch für Alexejew und Brandl eine Zäsur. Sie nutzten die Zeit nicht nur für die Arbeit an ihrem Buch, sondern auch für Gedanken an die ­Zukunft. Was soll aus ihren Werken werden? Werden sie mal auf diversen Auktionen in alle Winde zerstreut, was nicht wenigen großen Sammlungen widerfahren ist? Wird etwas bleiben von ihrem spezifischen Stil, ihrem eklektischen, lebendigen Umgang mit Werken verschiedenster Kunstrichtungen und -epochen? Oder wird ihre Sammlung oder Teile davon künftig als Spiegelbild einer Kunstauffassung gewürdigt, die in Zeiten globaler Spekulationen und rasanter Digitalisierung bald aussterben wird? Alexejew und Brandl sind im Gespräch mit verschiedenen Museen. „Uns ist wichtig, dass der Stilmix, so wie wir ihn leben, weitergetragen wird. Kunst muss sich ins Leben integrieren, das wollen wir gern mit vielen Menschen teilen.“ Der Rest soll irgendwann für soziale Zwecke versteigert werden. Auch das ist eine Art der Verbindung von Kunst und Leben.

Service

BUCH

Manuela Alexejew und Thomas Kausch,

„It’s not about the money“,

mit Fotos von Andrea Ferrari,

Steidl, 2021, 200 Seiten

 

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