Kunstreisetipps für Salzburg

Lieblings(t)orte

Mal offene Bühne, mal verschwiegene Winkel: Salzburg bietet viele geliebte Rituale. Die Reiseexpertin Nadja von Buseck und der Galerist Sebastian Hoffmann geben Tipps für ein erfülltes Leben zwischen Kunst und Konditorei

Von Christoph Amend
16.08.2022
/ Erschienen in Weltkunst Nr. 187

Sie sind gute Freunde und aus unterschiedlichen Gründen Expertin und Experte für Salzburg: Nadja von Buseck ist dort geboren und aufgewachsen, mittlerweile pendelt sie allerdings als Gründerin der Kunstreiseplattform Where About Now zwischen Portugal und Deutschland. Der Kunstexperte Sebastian Hoffmann hat in den vergangenen Jahren immer wieder viele Monate in Salzburg verbracht, um sich um die dortige Filiale der Galerie Ebensperger zu kümmern. Die beiden haben sich mit dem Weltkunst-Herausgeber Christoph Amend in der Alten Nationalgalerie in Berlin verabredet, um sich über ihr Salzburg zu unterhalten.

Frau von Buseck, wenn Sie die Augen schließen und an Ihre Heimatstadt Salzburg denken: Was fällt Ihnen als Erstes ein?

Nadja von Buseck: Ich sehe mich als Teil einer Kulisse und habe sofort ein bühnenartiges Gefühl. Ich bin ja in einem Hotel in Salzburg aufgewachsen, das sich auf einem der Hausberge, dem Gaisberg, befindet. Vom Hotel aus hat man einen Blick über die ganze Stadt. Mit dem Blick auf diese Bühne bin ich groß geworden.

Herr Hoffmann, wissen Sie noch, wann Sie das erste Mal nach Salzburg gekommen sind?

Sebastian Hoffmann: Das war mit meinen Eltern, ich war zwölf oder so. Wir haben Ferien in Bayern gemacht und sind für einen Ausflug nach Salzburg gefahren. Als wir ankamen, wurde gerade die Bühne vom „Jedermann“ abgebaut, daran erinnere ich mich.

Salzburg, eine Stadt als Bühne?

NvB: Auf jeden Fall, schon die Architektur der Stadt ist ja wie eine einzige Bühne. Manchmal ist sie mir da eine Spur zu perfekt, fast wie eine barocke Zuckerstadt.

SH: Für mich als Fremden ist natürlich genau das der Reiz.

Und für Sie als geborenen Berliner besonders, vermute ich.

SH: Oh ja, die Städte ergänzen sich geradezu perfekt: Berlin hat natürlich vieles, was Salzburg nicht hat, und Salzburg hat vieles, was Berlin nicht hat.

Café Tomaselli Salzburg
Im Café Tomaselli gibt es ein verführerisches Angebot an süßen Köstlichkeiten. © Café Tomaselli

Etwa das Café Tomaselli, dessen Geschichte bereits im Jahr 1700 begonnen hat.

SH: Nicht einmal annähernd hat Berlin so etwas, zu meinem großen Bedauern!

Was ist für Sie am Tomaselli besonders?

SH: Es ist ein Ort, an dem ich mehrmals am Tag für viele Stunden sein kann, obwohl ich dort nichts zu suchen habe, außer natürlich sehr gute Torten zu essen.

Haben Sie eine Lieblingstorte?

SH: Die Dobostorte, sie besteht aus Schokoladen-Buttercreme mit einem Karamelldeckel, den man abnehmen muss, sonst gibt’s eine große Schweinerei. Ich finde ja: Im Tomaselli wird einem eine Aufmerksamkeit geschenkt, die dazu führt, dass man schön in Ruhe gelassen wird. Du bist aber eher Fan vom Bazar, Nadja, oder?

NvB: Das müssen wir kurz erklären. Es gibt zwei berühmte Kaffeehäuser in der Stadt, das Tomaselli und auf der anderen Seite der Salzach das Bazar. Sebastian findet man im Tomaselli, mich im Bazar.

SH: Dass wir uns überhaupt kennengelernt haben!

NvB: Das Bazar strahlt für mich mehr Freiheit aus, mehr Raum, es liegt ja direkt an der Salzach. Die Altstadt empfinde ich als eng und kleinteilig, das Bazar ist das Gegenteil davon.

Was essen Sie dort am liebsten?

NvB: Die Grießnockerlsuppe und die Marillenknödel, die sind fantastisch – und groß!

SH: Das Bazar hat für mich eine andere Funktion: Da gehe ich vielleicht zum Mittag- essen hin oder später am Abend. Ich gehe gerne hin, aber ich verweile nicht so lange.

NvB: Ich mag das Bazar natürlich auch, weil es nicht so touristisch überlaufen ist wie das Tomaselli.

SH: Warst du schon mal morgens um 7 Uhr im Tomaselli?

NvB: Warum sollte ich?

SH: Da frühstücken dort die Profis, die Damen und Herren aus der Altstadt, dann gehört das Lokal ganz den Salzburgerinnen und Salzburgern. Aber auch tagsüber: Es gehen vielleicht Touristen dort hin, aber es ist nicht touristisch. Die Mitarbeiter des Cafés retten einen auch, wenn’s drauf ankommt.

Café Tomaselli Salzburg
Wer in Salzburg gesehen werden will, setzt sich auf die Terrasse des Café Tomaselli am Alten Markt. © Tourismus Salzburg GmbH/Foto: C.Kois

Wie meinen Sie das?

SH: Zur Salzburger Ikonografie gehört der Schnürlregen. Mich hat er einmal erwischt, auf dem Weg zur Oper, ich war plötzlich knöcheltief im Wasser. Ich bin in den gerade schließenden Pavillon vom Tomaselli geflüchtet, und die Leute vom Café haben mich wirklich gerettet, haben mir die Schuhe getrocknet, mir etwas zum Trinken gegeben.

NvB: Den Schnürlregen gibt’s wegen der Berge, die Wolken bleiben da hängen, es regnet sich manchmal tagelang ein.

SH: Das Wasser fließt dann auch nicht ab, am besten ist es auf dem Residenzplatz, der leicht abgesenkt ist. Ansonsten ist der Platz ja nicht der schönste der Stadt.

NvB: Ich finde den Platz sehr schön, dort passiert die ganze Magie des „Jedermann“. Er wird ja vor dem Salzburger Dom aufgeführt, und wenn du keine Karte be- kommen hast, dann kannst du genau an dem Ort wunderbar den „Jedermann“-Ruf hören. Wobei Sebastian und ich beim „Jedermann“ auch im Clinch liegen. Für mich passt der „Jedermann“ perfekt zu Salzburg, er erzählt die Geschichte vom Sterben eines reichen Mannes, das hat viel mit der Stadt zu tun – Salzburg ist sehr wohlhabend. Wenn man den „Jedermann“-Ruf auf dem Residenzplatz hört, ist das Stück wirklich für jedermann.

SH: Worüber streiten wir, Nadja?

NvB: Du sagst immer, der „Jedermann“ ist dir nichts, und ich mag die mittlerweile 101-jährige Tradition, die Wiederholung.

SH: Wenn du sagst, dass man den besten Teil des Stücks abseits der Bühne erlebt, dann bin ich einverstanden. 

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