Mal offene Bühne, mal verschwiegene Winkel: Salzburg bietet viele geliebte Rituale. Die Reiseexpertin Nadja von Buseck und der Galerist Sebastian Hoffmann geben Tipps für ein erfülltes Leben zwischen Kunst und Konditorei
Von
16.08.2022
/
Erschienen in
Weltkunst Nr. 187
Frau von Busek, Herr Hoffmann, wenn Sie Salzburg in einem Satz zusammenfassen sollten – was wäre Ihr Satz?
NvB: Die Bühnenartigkeit der Stadt wird nahbar durch die Lebendigkeit der Traditionen, und weil die Natur Teil der Stadt ist, bildet sie einen angenehmen Gegenpol zur Hochkultur.
SH: Das Tolle an Salzburg: Es gibt alles nur ein Mal. Es gibt den einen weltweit herausragenden Galeristen: Thaddaeus Ropac. Es gibt den einen Hotel-Klassiker: Goldener Hirsch. Es gibt das eine moderne Kunsthotel: Blaue Gans.
Im Restaurant der Blauen Gans gibt es auch eine einmalige Spezialität: das Schotter- Schnitzel.
SH: Das stimmt! Es gibt wohl einen Salzburger Kiesunternehmer, daher „Schotter“, der wollte etwas Unkompliziertes und Kommunikatives zu essen haben für die Festspielpausen, ohne auf sein geliebtes Schnitzel zu verzichten. Deshalb gibt es das Schotter- Schnitzel auf einem Holzbrett, mundgerecht in Streifen geschnitten, mit handgerührten Preiselbeeren und mit Schnittlauchsauce. Kleiner Tipp: vom zweiten immer eine extragroße Portion bestellen. Und in Wahrheit vom Schnitzel auch.
NvB: Und wir dürfen den Gasthof Krimpelstätter nicht vergessen, den gibt es seit dem 16. Jahrhundert, natürlich war Mozart dort auch zu Gast.
Wo nicht?!
NvB: Drei Brüder führen das Gasthaus, es hat eine ganz urige Atmosphäre mit einem schönen Garten für die Gäste.
SH: Überhaupt sind die Cafés und Restaurants in Salzburg ganz besonders persönlich durch ihre Inhaber und die Mitarbeiter geprägt, natürlich auch durch die Tortendamen im. Grüße an Frau Florentina!
Ich ahnte, dass wir noch mal ins Tomaselli zurückkehren würden: Erklären Sie kurz, was die Tortendamen dort genau machen?
SH: Sie zeigen einem die Auswahl der Torten mit einem Plexiglastablett am Tisch, man kann sie auch nur bei den Tortendamen bestellen, nicht bei den Kellnern. Und sie kennen sich wirklich aus. Wenn man dann zwei oder drei Mal da war, wissen sie auch immer, welche man noch nicht hatte. Aber auch das Team in der Blauen Gans, der Inhaber Andreas Gfrerer und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – die sind schon einmalig gute Charaktere.
Zum Schluss zur Kunst: Was sind Ihre persönlichen Empfehlungen?
NvB: Auf jeden Fall coronakonform ist der Walk of Modern Art, ein Rundgang durch die Stadt vorbei an zeitgenössischen Skulpturen.
SH: Oben am Mönchsberg, am Museum, das man durch die Installation von Lawrence Weiner schon von Weitem erkennen kann, gibt es mehrere Stationen des Walks. Ganz besonders gefällt mir der kleine Raum von James Turrell …
NvB: …man befindet sich auf einem Stadtberg, tritt in eine Art sakralen Raum, der gen Himmel eine Öffnung hat.
SH: Wenn man auf einem Stadtberg ist, fällt der Blick normalerweise automatisch runter auf die Stadt. James Turrell lenkt den Blick in die entgegengesetzte Richtung.
Da wir über sakrale Räume reden: Haben Sie eine Lieblingskirche in Salzburg?
SH: Ja, die Erzabtei St. Peter hat einen Friedhof im Felsen, es gibt auch Räume im Felsen, daran schließt sich eine sehr schlanke, wie in die Länge gezogene Kirche an, die ich immer besuche, wenn ich länger da bin.
NvB: Ich gehe dafür immer zum Fotohof, wenn ich in Salzburg bin, eine fantastische Institution für Fotografie mit immer wieder herausragenden Ausstellungen.
Frau von Buseck, Herr Hoffmann, vielen Dank für das Gespräch. Ich sehe jetzt nur ein Problem für uns drei hier in Berlin: Wie kommen wir an die Torten?