Der Maler Martin Eder spielt gerne mit Gegensätzen. In seinem Œuvre treffen flauschige Kätzchen auf nackte Körper und düstere Sounds. Ein Atelierbesuch in Berlin
ShareEin ehemaliges Fabrikgelände im Norden Berlins. Die Ruthenberg‘schen Höfe im Bezirk Weißensee wurden Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet. Über die Jahrzehnte beherbergten sie ein breites Spektrum an Gewerben, von der Metallverarbeitung bis zur Elektrotechnik. Zurzeit befinden sich auf dem denkmalgeschützten Areal zahlreiche Ateliers und Werkstätten. „Einmal im Jahr laden sie zum Tag des offenen Ateliers ein“, erzählt der Künstler Martin Eder, der hier seit vier Jahren sein Studio betreibt. An diesem Termin strömen viele neugierige Besucherinnen und Besucher durch das verwinkelte Gelände, auf dem auch die Galerie Sexauer und das Studio von Jonas Burgert beheimatet sind. Ansonsten geht es zwischen den Backsteingemäuern eher ruhig zu.
Ein großes Eingangstor führt von der Straße ins Atelier von Martin Eder. Im vorderen Teil der geräumigen Halle reihen sich Regale, Leinwände stehen angelehnt davor, manche davon eingepackt in Luftpolsterfolie. Auf Tischen und Metallwägen stapeln sich Farbtuben und Pinsel. In der Mitte befindet sich ein olivgrünes Sofa und eine Arbeitsinsel aus aufgebockten Tischplatten. An den Wänden im hinteren Teil des Raums hat der Künstler seine Gemälde angebracht. Sie leuchten in kosmischen Farben, zeigen viel nackte Haut neben süßen Tierbabys.
Hier arbeitet Eder, umringt von den Bildern seiner Freundinnen und Bekannten. Eine Tür auf der rechten Seite führt in einen Flur, über den man in ein Fotostudio gelangt. Dort fotografiert der Maler seine Models, nutzt die Fotos als Skizze, um die Körper später mit Ölfarbe auf die Leinwand zu pinseln. Neulich sei eine Frau direkt nach einer wilden Partynacht zu ihm ins Studio gekommen. Lars Eidinger war auch schon da. An den Wänden hängen ein Tänzer aus dem Friedrichstadtpalast und die Schauspielerin Valeriia Karaman.
Mit gekonnter Präzision malt Eder echte Körper in lasziven Posen, kaschiert keine Falten oder blauen Flecken. Neben seinen menschlichen Protagonistinnen und Protagonisten tauchen auch immer wieder Tiere auf seinen Gemälden auf, von der giftgrünen Schlange bis zum weißen Ross. Die porträtiert er mittlerweile aus dem Gedächtnis. Und falls er doch neue Inspiration benötigt, findet er sie im Internet: „Es gibt ja genug Katzenvideos auf Instagram.“ Neben großformatigen Ölbildern malt der Künstler noch Aquarelle. Die Arbeiten, meist im kleinen A4-Format, wirken sehr viel sanfter, gutmütiger. Doch auch sie strahlen in den Farben Rosa, Lila und Türkis, die sich wie eine unendliche Galaxie durch Eders Œuvre ziehen.
Martin Eder, geboren 1968 in Augsburg, lebt seit den Neunzigerjahren in Berlin. Er studierte an den Kunsthochschulen in Nürnberg und Dresden. Das Zusammenspiel von Schönheit und Hässlichkeit kennzeichnet seine Arbeit, schonungslos stellt er die Gegensätze dar.