Der Maler Martin Eder spielt gerne mit Gegensätzen. In seinem Œuvre treffen flauschige Kätzchen auf nackte Körper und düstere Sounds. Ein Atelierbesuch in Berlin
ShareErst durch das Collagieren unterschiedlicher Elemente entstehen die Eder-typischen Bildwelten. „The Unknownable“ zitiert nicht nur den Kirschbaum, sondern auch eine Ruine, die an Caspar David Friedrich erinnert. Ebenfalls zu sehen sind ein Akt in Rückenansicht, ein Vogel, ein Holzgeländer sowie ein Stuhlfragment. Gibt man den Begriff „cherry tree on cliff“ bei Google ein, erscheinen diverse Variationen des Motivs, als Wallpaper, Pinterest-Post oder Stockfoto. Im Gespräch merkt man Eder an, wie nervenaufreibend der Prozess gewesen sein muss, gleichzeitig spürt man seine Freude über den Sieg vor Gericht. Der Plagiatsvorwurf gilt heute als Präzedenzfall auf europäischer Ebene. Mit dem Werk erkämpften der Künstler und seine Anwältin Christiane Stützle der Kunst ein bedeutendes Stück Freiheit.
Fragt man den Maler nach der Zukunft der Kunst im Zeitalter von Social Media, sieht es düster aus. „Die Kunst schafft sich wahrscheinlich irgendwann selbst ab“, erklärt er. „Es gibt keinen Weg zurück. Das ist wie bei beim Höhlengleichnis, wo die rausgehen ins Licht.“ Soziale Medien bieten allen die Möglichkeit, sich selbst zu promoten, wodurch es zu einem Überangebot an Kunst kommt und die Rolle des einzelnen Kunstschaffenden immer kleiner wird. Denn so wie auch das Elysium weniger wichtig sei als der Weg dorthin, würden auch Ausstellungen ihre Relevanz verlieren. Der Weg zur Kunstausstellung werde viel bedeutender und zugänglicher als die eigentliche Schau.
Anfang September wird Eders nächste Schau in der Prager DSC Galerie eröffnen. „The Fountain of Youth“ dreht sich um das gleichnamige Bild von Lucas Cranach d. J., das in der Berliner Gemäldegalerie hängt. Es geht um Auferstehung, aber nicht etwa um die der Seele, sondern um die des Körpers. Die ewige Jugend also. Und was bewegt die Jugend von heute? Der 54-Jährige erzählt von den Kids aus der Serie „Euphoria“, in der es um Liebe, Sex und Drogen geht und vom Phänomen der „Puriteens“ (ein Kofferwort aus den englischen Begriffen „puritan“ und „teenager“) – wieder treffen zwei Gegensätze aufeinander. Martin Eder lebt im Hier und Jetzt, das wird während unseres Gespräches immer wieder deutlich. Er lässt die Vergangenheit mit Zukunftsvisionen verschmelzen und erschafft sich dabei sein eigenes Universum.