TEFAF Maastricht 2024

Der Marktplatz tanzt

Die TEFAF in Maastricht hat zurück zu altem Glanz gefunden, gerade weil die Gegenwartskunst immer mehr Raum bekommt. Die begleitende Konferenz findet erstmals zusammen mit der niederländischen UNESCO-Kommission statt und widmet sich dem venezianischen Kulturerbe

Von Gloria Ehret
04.03.2024

Die Münchner Firma Röbbig verwandelt ihre Messestände regelmäßig in erlesen ausgestattete höfische Salons des 18. Jahrhundert, deren stilsichere Arrangements alljährlich ein Aha-Erlebnis bieten. Lange französisch ausgerichtet, orientiert sie sich nun erfolgreich an der Raumkunst venezianischer Paläste. In diesem aufwendig inszenierten Gesamtkunstwerk kommt dem Porzellan des 18. Jahrhunderts die dominierende Rolle zu. Aktuell hebt Alfredo Reyes aus der aufsehenerregenden Sammlung Meissener Kaendler-Schöpfungen dessen „Hanswurst“-Gruppe von 1740 (140.000 Euro) hervor.

Die Tefaf lockt im März Kennerinnen, Museumsleute und Sammler nach Maastricht

Peter Mühlbauer nennt uns aus seinem reichen Schatzhaus mit imposanten Kabinettschränken und Gemälden zwei Augsburger Goldschmiede-Highlights. Eine reich verzierte silbervergoldete barocke Prunk-Kassette von David I. Schwestermüller um 1670 ist zusätzlich noch mit Edelsteinen besetzt. Die Silberreliefs der Wandung schildern allegorische Szenen zum Element „Wasser“. Vormals in einer Kölner Privatsammlung, könnte das Kunstkammerstück für 62.000 Euro in neue Hände übergehen. Um 1720 entstanden ist ein ebenfalls vergoldeter silberner Deckelbecher des Georg Lorenz Warnberger mit leuchtend farbigem, figürlichem Emaildekor von Johanna Aufenwerth, einer der drei Töchter aus der berühmten Hausmaler-Familie.

Prunk-Kassette mit allegorischer Darstellung des Elementes Wasser, Augsburg, um 1670, Meistermarke „SM“ für David I. Schwestermüller (1596 – 1678), Stadtmarke Pyr für Augsburg, Silber gegossen, getrieben und graviert, teilvergoldet, Edelsteinbesatz h: 15,5 cm; b: 25,5; t: 17 cm, Prov.: Privatsammlung Köln, 62.000 €. © Schloss Schönburg
Prunk-Kassette mit allegorischer Darstellung des Elementes Wasser, Augsburg, um 1670, Meistermarke „SM“ für David I. Schwestermüller (1596 – 1678), Stadtmarke Pyr für Augsburg, Silber gegossen, getrieben und graviert, teilvergoldet, Edelsteinbesatz h: 15,5 cm; b: 25,5; t: 17 cm, Prov.: Privatsammlung Köln, 62.000 €. © Schloss Schönburg

Der Münchner Kunsthandel Mehringer, 1970 von Alf Mehringer gegründet, legte seinerzeit den Schwerpunkt auf alte Bildhauerkunst.  Seit 1995 erweitert Sohn Sascha Mehringer das Programm um italienische Altmeister-Malerei vom Mittelalter bis Barock. Seit 2001 gehört er zu den regelmäßigen TEFAF-Ausstellern. Die fruchtbare Zusammenarbeit mit der Turiner Kunsthändler-Familie Benappi führte dazu, dass die beiden nun gemeinsam auf der TEFAF auftreten.

Stellvertretend für die Riege berühmter Altmeistergalerien sei Agnews genannt, 1817 in London gegründet. Dazu gibt es mit Agnews Works on Paper eine Erweiterung, die in Maastricht mit dem Modigliani-Akt „Femme nue s`appuyant sur lànvant-bras gauche“ punktet.

Canesso (Paris) hat uns drei Highlights manieristischer bzw. barocker italienischer Malerei herausgesucht. Mit düster-suggestiver Schwere nimmt ein „Korb mit Früchten“ des Caravaggisten Bartolomeo Cavarozzi (1587-1625) gefangen. Er schildert das üppige Früchte­-Arrangement in subtiler haptischer Sinnlichkeit und kommt dabei ganz ohne Figurenstaffage aus. Auf Giulio Carponis dramatischer Götterszene mit „Iris, Hypnos, dem Gott des Schlafes und dessen Sohn Morpheus, Gott des Traums sowie Alkyone“ tummeln sich umso mehr bewegte nackte Männer und Engel. Giovanni Lanfranco (1582-1625) hat auf seinem großen, fast quadratischen Leinwandgemälde „Ruggiero und Angelica“ in Szene gesetzt, als der reitende Ritter die Prinzessin von einem Seeungeheuer befreit. Sie fußt auf Ludovico Ariosts Canzone aus dessen „Orlando Furioso“.

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