TEFAF Maastricht 2024

Der Marktplatz tanzt

Die TEFAF in Maastricht hat zurück zu altem Glanz gefunden, gerade weil die Gegenwartskunst immer mehr Raum bekommt. Die begleitende Konferenz findet erstmals zusammen mit der niederländischen UNESCO-Kommission statt und widmet sich dem venezianischen Kulturerbe

Von Gloria Ehret
04.03.2024

Regelmäßiger TEFAF-Aussteller ist auch Jaime Eguiguren aus Uruguay, bei dem man christliche Altmeistergemälde mit biblischen Szenen und eindrückliche Heiligenfiguren aus der Sicht lateinamerikanischer Künstler bestaunen kann nebst üppig verziertem, historischem Prunksilber aus fürstlichem Besitz.

Delalande (Paris) erstaunt nicht nur Laien immer wieder mit bedeutenden wissenschaftlichen Instrumenten in bester kunsthandwerklicher Ausführung. Diesmal verblüfft er mit einem ottomanischen „Qibla-Indikator“. Von außen sieht die runde, flache, allseitig dicht mit Gouache-Malerei verzierte Papiermaché-Dose eher wie ein weibliches Schmink-Utensil aus. Geöffnet, entpuppt sie sich als Instrument mit Zeiger-Vorrichtung, die man so justieren kann, dass er, von unterschiedlichen Städten, die aufgelistet sind, die Richtung nach Mekka anzeigt. Eine schriftliche Erläuterung erklärt die Handhabung. Der Indikator ist für Muslime wichtig, denn sie müssen sich bei ihren Gebeten gen Mekka verbeugen. Erfunden wurde dieser Indikator 1738 von Petros Baronyan. Im Gegensatz dazu zeigt die nun angebotene Version aus dem 19. Jahrhundert keine gedruckte Darstellung der Kaaba, sondern alles, Gehäusedekor, die Textblöcke und im Inneren die feine, detailreiche Ansicht von Mekka, sind in feinster farbiger Handmalerei ausgeführt.

Im sechsstelligen Bereich liegt das mehr als 2000 Jahre alte chinesische Bronzegefäß bei Gisèle Croës. © Jérémie Beylard - Agence Phar/Christophe de Quénetain
Im sechsstelligen Bereich liegt das mehr als 2000 Jahre alte chinesische Bronzegefäß bei Gisèle Croës. © Jérémie Beylard - Agence Phar/Christophe de Quénetain

Beim Mobiliar fällt bei Artur Ramon (Barcelona) ein ovaler klassizistischer Tisch von Martin-Guillaume Biennais ins Auge, dessen gegossenes, zierlich-elegantes Bronzegestell mit schlanken Beinen eine französische Scagliola-Platte trägt, deren figürliche pompejanische Mittelszene Ranken- und Blütenfriese rahmen.

Bei Peter Finer (London) erlebt man staunend, wie einst von Schmieden und Plattnern kunstvoll ausgeführte Waffen und Rüstungen vergangener Epochen, längst zu kostbar-eleganten Sammelobjekten avanciert sind.

Alle klassischen Sammelgebiete sind auf der TEFAF vertreten: So ist etwa die 1911 gegründete Ikonen-Galerie Toth aus dem niederländischen Hiuzen regelmäßig Anlaufstelle für Liebhaber russischer Ikonen des 16. bis 19. Jahrhunderts sowie Reiseikonen aus Metall.

Mehrere Aussteller präsentieren Oriental Art bzw. Asiatika. Bei Vanderven aus s`Hertogenbosch stockt einem gelegentlich der Atem vor dessen monumentalen, lebendig gestalteten, chinesischen Terrakotta-Skulpturen von Kamelen oder Pferden. Diesmal nennt uns Floris Van der Ven eine kleine „Gans, die ihr Gefieder putzt“. Knapp 30 Zentimeter misst die lebhaft bewegte chinesische Porzellan-figur aus der Qianlong-Periode des späten 18. Jahrhunderts. Sie besticht nicht zuletzt durch ihre feine Ausführung mit reliefartig aufgestelltem Gefieder. Das Sammlerstück ist entsprechend seiner Bedeutung publiziert und wird nun für 35.000 Euro angeboten.

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