TEFAF Maastricht 2024

Der Marktplatz tanzt

Die TEFAF in Maastricht hat zurück zu altem Glanz gefunden, gerade weil die Gegenwartskunst immer mehr Raum bekommt. Die begleitende Konferenz findet erstmals zusammen mit der niederländischen UNESCO-Kommission statt und widmet sich dem venezianischen Kulturerbe

Von Gloria Ehret
04.03.2024

Die Galerie Beck und Eggeling (Düsseldorf) hat zu Jahresbeginn mit einer Picasso-Ausstellung zu ihrem 30jährigen Firmenjubiläum Furore gemacht. Welcher Kunstliebhaber der Klassischen Moderne könnte dessen „Femme à la résille“ widerstehen, die in einem von 5 Probe- und Künstlerabzügen Picassos in einer Umdruck-Lithographie von 1949 (bei einer 50er-Auflage) zum Verkauf steht? Nur der fehlende Platz verbietet die Aufzählung nicht ausführlich mit den Galerien Thomas (München), Salis (Salzburg) oder Vertes (Zürich) ebenso hochkarätig fortzusetzen.

Mein Lieblingsantiquar Heribert Tenschert (Antiquariat Bibermühle) stellt leider nicht mehr in Maastricht aus. Doch die Antiquariats-Sparte ist trotz – oder gerade wegen des Verfalls der Lese- und Schreibkultur durch die virtuellen Medien hervorragend besetzt. Les Enluminures, 1991 in Paris gegründet, mit Niederlassungen in Chicago und New York, präsentiert unvergleichlich schöne illuminierte mittelalterliche Handschriften. Wer bei alter Buchkunst schwach wird, kann sich bei Camille Souget (Paris) nicht sattsehen an illuminierten Frühwerken, Literatur oder Reisewerken. Breit gefächert und ohne zeitliche Grenzen ist das Angebot von Shapero Rare Books (London). Aus der Buchstadt Basel kommt Dr. Jörn Günther mit mittelalterlichen Miniaturen, illuminierten Handschriften und Drucken des 11. bis 16. Jahrhunderts. Stèphane Clavreuil (London) vermittelt den Eindruck eines üppig bestückten Marktes mit Buch- und Illuminationskunst weit vor der Erfindung der Druckerpresse bis ins 19. Jahrhundert. Bei Helmut H. Rumbler, 1971 in Frankfurt gegründet, steht die Druckgraphik Alter Meister des 15. bis 19. Jahrhunderts im Mittelpunkt.

Ein Paar Rokoko-Armlehnsessel aus der Sammlung der Fashionikone Gloria Guinness bietet Christophe de Quénetain an. © Jérémie Beylard - Agence Phar/Christophe de Quénetain
Ein Paar Rokoko-Armlehnsessel aus der Sammlung der Fashionikone Gloria Guinness bietet Christophe de Quénetain an. © Jérémie Beylard - Agence Phar/Christophe de Quénetain

Längst haben Schmuck und Juwelen breites Terrain auf der TEFAF erobert. Pars pro toto unter den internationalen Spitzenhändlern sei Hemmerle (München) ausgewählt. Bereits in vierter Generation gestaltet das Familienunternehmen kostbare Kreationen für Kunden in der ganzen Welt.

Werfen wir noch einen Blick in einige Kojen der Neuaussteller: Colnaghi, 1760 in London gegründet, hat traditionell auch Arbeiten auf Papier im Programm. Nun gesellen sich zu dieser honorigen Firma gleichsam als Ableger die Colnaghi Elliott Master Drawings. Sie decken das klassische Feld der Zeichenkunst vergangener Jahrhunderte samt neuen und jüngsten Arbeiten ab. Aus Deutschland kommt „Die Galerie“, vor 44 Jahren von Peter Femfert in Frankfurt gegründet. Liebhabern der Klassischen Moderne ist er von vielen internationalen Messen bekannt. Vier Jahre jünger ist die Geoffrey Diner Gallery (Washington) mit Schwerpunkt der Kunst des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart mit Werken von Bansky über Alexander Calder, Helen Frankenthaler oder Robert Motherwell und Louis Comfort Tiffany – um einige Publikumslieblinge zu nennen. Die David Gill Gallery aus Chelsea blickt auf 35 Jahre Kunsthandel zurück: Avantgardistisches Kunsthandwerk und Design ist ihr Spezialgebiet, breit aufgefächert vom Möbel bis zum Kerzenleuchter. Und ganz wichtig und hier längst selbstverständlich: Alle Exponate werden von einer vielköpfigen Fachjury begutachtet.

Zuletzt sei in Erinnerung gerufen, dass die TEFAF – eine Non-Profit-Organisation – sich nicht nur auf ihre Messen in Maastricht oder New York konzentriert. Großzügig engagiert sie sich im internationalen Kulturbereich. So fließen finanzielle Mittel des TEFAF Museum Restoration Fond (TMRF) 2024 an die National Gallery of Ireland in Dublin und an das Wadsworth Athenäum Museum of Art in Hartdorf, Connecticut. In Dublin ermöglicht er die Restaurierung von Ludovico Mazzolinos großformatiger „Durchquerung des Roten Meeres“ von 1521, die sich seit 1914 in der Nationalgalerie befindet. In den USA wird die Restaurierung von Pietro Francavillas 1600 geschaffener Marmorskulptur „Venus mit Nymphe und Satyr“ gesponsert.

Service

Messe

Tefaf Maastricht 2024

9. bis 14. März,

MECC, Forum 100,

6229 Maastricht,

Niederlande

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